Das ultimative Motorradabenteuer in den Anden – PERU im Land der Inka

Teilnehmer: Rudolf Hubmann, Albert Koch, Birgit Preschan.

  • Birgit Preschan, eine „Jungwirtin“ & Diplom-Sommeliere mit besonderem Fabel für außergewöhnliche Weinbegleitungen und einer Schwäche für Abenteuerreisen.
  • Rudolf Hubmann, ein exzellenter Kameramann und Fotograph sowie ein erfahrener Motorradpilot war die perfekte Ergänzung für mein Motorradabenteuer in Peru.

Zeitraum: von mitte Juli bis Ende August 2010

Drei Welten in einem Land

Costa, Sierra und Selva – die drei großen Naturräume Perus könnten gegensätzlicher nicht sein: die karge Küstenwüste am kalten Pazifik mit ihren fruchtbaren Flusstälern, die wild zerklüftete Bergwelt der Anden, traditioneller Lebensraum der indigenen Bevölkerung und das dünn besiedelte tropische Tiefland des Amazonas im Osten – wer Peru bereist, genießt drei Welten in einem Land.

Nach einem Jahr intensiver Vorbereitung waren wir für das Abenteuer Peru gerüstet. Mein Motorrad (BMW R100 GS Paris Dakar) hatte ich bereits 5 Wochen vor unserer eigenen Abreise Seetauglich verpackt und einer Spedition zum Transport nach Lima übergeben.

Nach rund 13 Stunden Flug von Wien über Madrid nach Lima sind wir endlich am Ausgangspunkt unserer Reise angekommen. Die erste wichtige Erledigung in Lima galt nun den Behördenweg bei Spedition und Zoll für das Motorrad abzuwickeln. Mittels eines Dolmetschers versuchte ich beim Zoll die Aushändigung meines Motorrades zu erreichen.

Schon beim ersten aufeinander treffen mit den Peruanischen Behörden stellte sich meine Angelegenheit schon als schwierig heraus, obwohl ich meine dazugehörigen Dokumente in original und in zweifacher Kopie dabei hatte. Und so verging der 1.Tag, der zweite, und auch der 3.Tag von 09.00 Uhr morgens bis um 18.00 Uhr abends am Peruanischen Zoll ohne Aussicht auf eine Aushändigung meines Motorrades. Es wurden jeden Tag neue Zusatzdokumente verlangt, Rudi und Birgit begleiteten mich manchmal bei meinem Behördenweg. Und so passierte eines Tages beinahe eine Katastrophe, Rudi machte im inneren des Zollgebäudes Foto und Filmaufnahmen und vergaß dabei das strenge Fotografierverbot. Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon hatte die Security Rudi festgenommen und wollten den Fotoapparat sowie die Filmkamera beschlagnahmen. Alex, unser Dolmetscher schaltete sich in dieser Angelegenheit sofort ein, nur mit seiner professionellen Diplomatie konnte er die Verhaftung von Rudi und die Abnahme der Kameras gerade noch verhindern.

Endlich geschafft! Nach mehreren verpflichtenden Besuchen bei einem Notar zur Beglaubigung meiner eigenen Unterschrift, erreichte unser Dolmetscher und ich am 4. Tag beim Zoll die lang erwünschte Aushändigung meines Motorrades.

Mit großer Zeitverzögerung starten wir in Lima unser lang ersehntes Abenteuer Richtung Nord-Osten nach Villa Rica. Erstmals galt es den Gebirgszug der Anden zu überqueren, auf einer Seehöhe von 4818 m überquerten wir den Pass Abra Anticona um in das Kaffee Anbaugebiet nach Villa Rica im Regenwald zu gelangen. Nicht nur die Leistung des Motorrades war in dieser Seehöhe schwer beeinträchtigt, sondern auch die vom eigenen Körper wie zum Beispiel: totale Ermüdung, Schwindelgefühl oder Brechreiz. Auf der Fahrt nach Huancayo begegneten wir Peruanische Bauern die in einer Seehöhe von rund 3800 m mit Ochsen und Holzpflug ihre Felder bestellen.

Der Streckenabschnitt von Huancayo nach Ayacucho durch einen Canyon war für Mensch und Maschine einer der größten Herausforderungen auf unserer Tour. Eine schmale Schotterpiste der Superlative, und auf Fluss-Seite ein Abgrund bis zu einigen hundert Metern tiefe, also war höchste Konzentration und Fahrkönnen angesagt. Nicht nur die Schotterpiste allein, sondern der extreme Staub und die starken Vibrationen während der Fahrt auf dem Motorrad machten uns, und unseren Kameras schwer zu schaffen. Fürchterlich verstaubt und verdreckt aber Unfallfrei in Ayacucho angekommen, machen wir uns auf dem Weg zu einer gründlichen Körperpflege. Auch das Motorrad musste säuberlich gereinigt werden, übrigens werden in ganz Peru Fahrzeuge ausschließlich nur von Menschenhand (jugendliche) gereinigt.

Nach Tagen eines mörderischen Höllenritts durch diesen Canyon mit seiner gigantischen wechselnden Landschaft gelangten wir an die Pazifikküste nach Paracas.

Zwei Welten: An der Peninsula de Paracas trifft Wüste auf Meer.

Ica umgeben von gigantischen Sanddünen in einer der trockensten Wüsten (Atacama) der peruanischen Küste, die Dünen bei Ica sind die höchsten Südamerikas. Seit 1650 gilt Ica als Zentrum des Weinbaus in Peru. Die Bedeutung von Weintrauben, lange Zeit wichtigstes Erzeugnis der Region, ist inzwischen jedoch wegen der Konkurrenz aus Chile stark zurückgegangen – Weinreben bedecken weniger als 10% der Anbaufläche. Längst haben sich Bauern der Region auf andere Produkte wie Baumwolle, Bohnen, Mais, Spargel und Mangos umgestellt.

In ihrer Einsamkeit faszinierend: die Landschaft zwischen Ica und Nasca.

Wieder auf der gut Asphaltierten Küstenstraße Richtung Nasca wo manche Teilabschnitte rund 10 Kilometer nur geradeaus führen ist ein wahrer Fahrgenuss.

Die Nasca Kultur

Zwischen 100 und 600 n. C. entwickelte sich eine wichtige prä-Inka Kultur, die unter den Namen Nasca bekannt ist. Diese Kultur wurde durch die berühmten Nasca-Linien bekannt, inzwischen wurden sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben. Nur aus der Luft sind die Nasca-Linien ganz zu erkennen – wie die Figur „Mann mit Eulenkopf“ ist ebenfalls als „Astronaut“ bekannt. Die Spinne. Sie wird mit Regen und Fruchtbarkeit assoziiert. Kolibri. Vielleicht ist diese 96 m lange und 66 m breite Figur das Wahrzeichen der Pampas von Nasca. Für die Nascas hatten die Kolibris einen göttlichen Charakter und wurden als Botschafter zwischen Mensch und Kondor gesehen (der als Gott verehrt wurde) Auch wir ließen uns diese Gelegenheit aus der Luft vor Ort nicht entgehen, und mieteten uns für US Dollar 90,- ein kleines Sportflugzeug und machten einen 45 Minuten Flug über die Nasca-Linien, dabei entstanden aus der Vogelperspektive grandiose Aufnahmen.

Noch schwer beeindruckt von der Fliegerei vom Vortag, machten wir uns auf dem Weg der Panamericana Richtung Süden nach Arequipa. Nach rund 4 Stunden Fahrtzeit machten wir eine Pause an einem Rastplatz direkt neben der Küstenstraße, ich traute meinen Augen nicht, ja sie war perfekt die Überraschung: wir treffen den Motorrad-Weltenbummler Michael MARTIN aus München, ich kenne ihn schon seit vielen Jahren von seinen Vorträgen in Österreich. Er hat bereits alle großen Wüsten der Erde mit seinem Motorrad bereist, eine grandiose Leistung. Wir plauderten über unsere Ziele in Südamerika, nach einem gemeinsamen Imbiss setzten wir unsere Tour, jeder in seine Richtung wieder fort.

Arequipa gilt als eine der schönsten Städte Perus. Das ganzjährige angenehme Klima, die herrliche Lage in einer fruchtbaren Flussoase zu Füßen der eindrucksvollen Vulkane Misti (5822 m), Chachani (6075 m) und Pichu Pichu (5425 m), die gut erhalte Altstadt und der nahe Canyon de Colca machen die Perle des Südens zu einem äußerst lohnenswerten Reiseziel. Das Zentrum Arequipas bildet, wie überall in Peru, die gepflegte Plaza de Armas. Die Arkaden rund um die Plaza de Armas laden zum Flanieren ein, auch wir genießen einige Zeit die Kultur und die Atmosphäre der Stadt.

Unter lebensgefährlichen Bedingungen für Motorradfahrer verlassen wir die Stadt, und kommen gleich ins andere extrem, nämlich wieder eine hohe Passüberquerung von 4890 m um in das Gebiet des Colca-Canyon zu gelangen. Auf unserer Route dorthin Übernachten wir im kleinen Städtchen Chivay, aufgrund der Seehöhe von rund 3800 m begleitet uns leichtes Kopfweh während unseres nächtlichen Schlaf.

Bei leichten minus Graden und schlechter Schotterpiste machen wir uns bereits schon um 06.00 Uhr früh auf dem Weg ins Tal des Condor. Die Einheimischen sind davon überzeugt, dass der Colca-Canyon die tiefste Schlucht der Welt und mit fast 3200 m sogar doppelt so tief wie der Grand Canyon ist.

Fast wie programmiert und mit den ersten Sonnenstrahlen ab 08.00 Uhr und bis maximal einer Stunde beginnen täglich die majestätischen Condore tief unten in der Schlucht aus ihren Nestern zu fliegen, und nützen dabei die Thermik um immer höher zu steigen. Die Flügelspannweite eines Andencondor beträgt 3 m. Charakteristisch sind der weiße Kragen und das schwarze Gefieder. Diese Beobachtung war ein Spektakel der Superlative, und wird für uns immer ein unvergessliches Abenteuer in Erinnerung bleiben.

Der Titicaca See

Der Lago Titicaca ist einmalig – nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Lage in einer Höhe von 3800 m und seiner gewaltigen Ausmaße. Mit einer Länge von 165 km, einer breite von 65 km und einer tiefe von 284 m und einer Fläche von 8288 Quartratkilometern ( über 15-mal größer als der Bodensee ) wird er auch als „Andenmeer“ bezeichnet.

Fünf Kilometer vom Ufer entfernt liegen die schwimmenden Inseln der Uros, die einst vor den Colla und Inka auf das Wasser flüchteten. Alles ist hier aus Totora-Schilf: Die Boote, die Häuser, der Boden. Es gibt Grundschulen und Geschäfte mit Waren für den täglichen Gebrauch. Auf 49 Inseln leben einige hundert Menschen – eigentlich unglaublich.

Cuzco

Die letzte Etappe führt über Puno am Titicacasee nach Cusco und Machu Picchu – der berühmten Inka-Stadt. Es heißt wieder kräftig Gas geben, zeitweise führt unsere Route parallel zur Andenbahn im typischen Hochland des Altiplano. Langsam plagt sich die Diesellok die Passhöhe nach La Raya hinauf. Ich bringe die 4335 m mit meinem Motorrad rascher hinter mich.

Das zauberhafte Cusco steht stellvertretend für die peruanische Geschichte: Die Oberfläche ist kolonial, europäisch spanisch. Nach dem großen Erdbeben von 1650 wurde die Stadt komplett neu aufgebaut. Barocke Fassaden, Renaissance-Bauten, prachtvolle Kirchen. Francisco Pizarro erreichte die Stadt 1533 und doch bleibt es unübersehbar, dass die Fundamente der Stadt aus der Inka-Zeit stammen. Kein Feuer oder Erdbeben konnte diesen Steinen etwas anhaben. Um 1200 war Cusco als Hauptstadt des Inkareiches gegründet worden. Im Gegensatz zu anderen Völkern zerstörten die Inka eroberte Kulturen nicht komplett, sondern machten sie zum Bestandteil ihres Reiches.

Machu Picchu

Unser lang ersehntes Ziel Machu Picchu steht kurz bevor: In der Ortschaft Ollantaytambo endet die Straße. Schwer gezeichnet und völlig erschöpft von den langen Etappen steige ich vom Motorrad, denn wer dort hin will, muss in den Zug umsteigen, der Zug fährt entlang des Flusslauf des Rio Urubamba bis nach Aguas Calientes.

Auf 2400 Metern ist die Vegetation wieder tropisch. Und mitten aus dem Grün taucht sie plötzlich auf: Machu Picchu – die sagenhafte Stadt der Inka, mit 300 Behausungen für mehr als 1000 Menschen. Ein Archäologe fand die Anlage 1911. Sie war sogar vor den spanischen Eroberern unentdeckt geblieben. Ob Tempel, Residenz des Adels, religiöses Zentrum oder geheimer Rückzug-Ort: Das Mysterium von Machu Picchu wird ungelöst bleiben.

Nach 6000 Kilometern endet unsere Spurensuche. In Machu Picchu, wo es sich gut träumen lässt, ist die Verbindung der Menschen zu ihren Wurzeln fast greifbar.

Mit Atemberaubenden Erlebnissen, 17 Stunden Video Material und 3000 Bildern kehren wir in unsere Heimat zurück.

Was bleibt von dieser Reise? Erinnerungen an eine beeindruckende Landschaft, hohe Passübergänge, und freundlichen Menschen. Unsere Kameras haben dafür gesorgt, dass diese Bilder nicht verschwinden, sondern bei Vorträgen einem interessierten Publikum präsentieren zu können.